Zurzeit befinden wir uns gleich in mehreren Krisen und alle hängen in irgendeiner Weise zusammen. Dieser Beitrag handelt von unserem Umgang mit der Natur und wie wir uns damit selbst Schaden zufügen.
Ich werde mich teilweise auf die Fakten des Buches ''Über Leben'' von den beiden Deutschen Journalisten Dirk Steffens und Fritz Habekuss beziehen. In diesem oft deprimierenden und zugleich belebenden Buch gehen die Autoren der Frage nach: Wie schaffen wir es die Ökokrise zu überwinden? Oder anders gefragt: Ist sie überhaupt noch zu überwinden?
Der Grossteil der Menschheit hat vergessen oder vielleicht noch gar nie erfahren, dass die Erde ein lebender Organismus ist. Es gibt nämlich kein Leben auf der Erde, die Erde ist das Leben. Nur unser Verstand lässt uns glauben, dass wir von der Natur getrennt sind. In Wahrheit sind wir von gar nichts getrennt. Erinnerst du dich an den Urknall? ALLES war einmal in einem winzigen Punkt konzentriert und dann BOOOOM. Zerstreuung, doch die Verbindung zu allem blieb bestehen. Wir sind immer noch eins und indem wir der Natur oder einem anderen Menschen schaden, schaden wir nur uns selber.
''Momentan verhalten wir uns so clever wie eine Gans, die jeden Tag glücklicher wird. Denn mit jedem Tag bekommt sie mehr zu futtern und wird immer fetter. Doch der glücklichste Tag im Leben einer Gans ist der letzte Tag vor Weihnachten.''
Der Unterschied zur Gans und der Menschheit ist, dass wir eben nicht nur uns selbst schaden sondern die Tier- und Pflanzenwelt extrem dezimieren. Wir befinden uns im grössten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Dazu ein paar Fakten:
Pro Jahr sterben ca. 100 Millionen Haie. Vor allem, weil ihre Flossen viel Geld einbringen.
In den letzten 50 Jahren sind die globalen Fischbestände um über die Hälfte geschrumpft. Es ist gut möglich, dass es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer gibt.
Die Zahl der Elefanten ist von etwa 10 Millionen auf 400'000 gefallen. Nur wenn Elefanten ab sofort geschützt werden würden, könnte sich der Bestand noch erholen. Ansonsten werden die Kinder der Zukunft, das Tier nur noch von Fotos oder Filmen kennen.
Innerhalb von 30 Jahren hat der Mensch die gesamte Insektenpopulation weltweit um 75% dezimiert. Dies obwohl wir eigentlich wissen, dass wir ohne die Bestäubung der Insekten nicht überleben können. Ungefähr ein Drittel der globalen Nahrungsmittelproduktion ist abhängig von Insekten.
1/5 aller Korallenriffe sind bereits verschwunden, weitere 40% sind bedroht. ''Naja, dann haben wir eben keine Korallen mehr, ich geh eh nie tauchen.'' So einfach ist es aber leider nicht. Korallen helfen nämlich dabei, C02 zu absorbieren und eine halbe Milliarde Menschen sind nahrungsmässig vom Fischreichtum der Korallen abhängig.
Pro Sekunde verschwindet eine Waldfläche mit der Grösse von einem Fussballfeld. 7000 Quadratmeter. Einfach weg und zwar meistens, um Futter für die Tiere anzubauen, die auf den Tellern der Menschen landen. Dabei verlieren die dort einheimischen Tiere ihren Lebensraum und es wird eine grosse Menge an C02 frei bei der Fällung von Bäumen.
Da in unserem System alles miteinander vernetzt ist, hat das Aussterben von bestimmten Tierarten auch einen Einfluss auf die Arten, welche noch leben. Wir wissen nicht, wieviele Bausteine wir aus der Maschine des irdischen Lebens noch entfernen können, bevor sie aufhört zu funktionieren. Solch ein Kipppunkt wäre unumkehrbar und würde das Ende der Menschheit bedeuten, doch wir haben nur Vermutungen davon, wo sich solche Kipppunkte befinden.
''Angesichts der Gefahr irreversibler Umweltschäden soll ein Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit nicht als Entschuldigung dafür dienen, Massnahmen hinauszuzögern.'' Dieser Satz wurde 1992 am Umweltgipfel in Rio geschrieben. Es ist fraglich, warum sich bis heute die Wenigsten daran halten.
Naturschutz
Das Wort ''Naturschutz'' ist eigentlich irreführend. Es ist sogar arrogant zu denken, dass die Natur unseren Schutz braucht. Die Natur braucht uns nämlich überhaupt nicht. Sie schützt sich selbst, indem sie immer nach Gleichgewicht strebt. Wir Menschen verhalten uns wie Parasiten und unser Wirt ist dabei, uns abzuschütteln.
Ich denke, dass wir unser Verständnis für die Natur grundlegend ändern müssen. Viel zu oft versuchen wir mit komplexen Wissenschaftlichen Erklärungen die Natur besser zu verstehen. Dies brachte uns Fortschritt, doch es führte uns nur weiter von der Natur weg. Wer versucht die Welt ausschliesslich mit dem Verstand zu erfahren, wird immer nur ein Teil von ihr wahrnehmen können. Verlassen wir in Klimadebatten für einmal die Ebene des Geldes und des Nutzens und reden wir über die Gefühle, die wir zur Natur haben. Reden wir die Sprache der Liebe und nicht die der Ökonomie. Befindet sich in der Natur nicht ein gemeinsamer Nenner aller Menschen? Erfreut sich nicht Jede/r am Singen der Vögel im Frühling oder am Anblick eines farbigen Herbstwaldes?
Wir brauchen mehr Momente der Kontemplation, in dem wir nicht über das Gestern oder das Morgen nachdenken, sondern nur im Moment sind, dem einzigen Ort, an dem sich Glück empfinden lässt. Schlussendlich bringt es nichts, wenn alle Länder C02 neutral werden, der Bewusstheitsgrad der Menschen jedoch stehen bleibt. Immer mehr geht irgendwann nicht mehr, denn alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. Um Klartext zu reden: Der Kapitalismus hat auf Dauer keinen Bestand. Was mir dabei sehr merkwürdig erscheint ist, dass die meisten Menschen mehr Angst vor dem Ende des Kapitalismus haben als vor dem Ende der Welt. Da wir so an das Materielle gebunden sind, haben wir Angst es zu verlieren. Wir identifizieren uns mit Autos, Kleidern, Geld usw. Falls du gerade merkst, dass du selbst an vielen Dingen hängst, ist das nicht schlimm und du bist auch ziemlich sicher nicht die einzige Person. Tag ein Tag aus wird uns erzählt wir brauchen Dies und Das um glücklich zu sein. Daher kann es viel bringen sich im ''Loslassen'' zu üben.
Schliesse deine Augen und versuche dich auf deinen Atem zu konzentrieren. Stelle dir dann vor, du würdest alles was du besitzt auf einmal verlieren (z.B durch ein Feuer in deinem Haus). Gehe in dieses Gefühl rein und schaue was passiert.
Wie können wir überleben?
Der Weg in eine grüne Gesellschaft läuft über verschiedene Phasen ab. Der Prozess kann an verschiedenen Stellen unterschiedlich schnell ablaufen und jederzeit wieder in ein früheres Stadium kippen. Luise Tremel hat diese Phasen für die ökologische Transformation folgendermassen definiert
Phase - Problematisieren: Menschen, die Wissenschaft und die Politik, machen auf die Dringlichkeit aufmerksam, dass gehandelt werden muss, um das Überleben unserer Spezies zu sichern.
Phase - Mobilisieren: In dieser Phase befinden wir uns ungefähr aktuell. Grüne Parteien gewinnen immer mehr Sitze bei den Wahlen, die Klimajugend wird nicht leiser und betreibt zivilen Ungehorsam. Einzelne Menschen werden aktiv und wollen mithelfen, weil sie realisieren, dass wir alle im selben Boot namens Erde sitzen. Verändert man sich zu einem umweltbewussteren Individuum, hat das meistens auch Auswirkungen auf das eigene Umfeld. Die Grüne Welle rollt.
Phase - Regulieren: Hier kommt die Politik ins Spiel mit der Erschaffung von neuen, klimafreundlichen Gesetzen. Es wäre schön, wenn es alleine mit der Eigenverantwortung klappen könnte, wird es aber nicht. Der Mensch wird in seiner Freiheit früher oder später aufgrund der Klimaerwärmung eingeschränkt werden. Aber: ''Meine Freiheit hört da auf, wo die der Nächsten/ des Nächsten beginnt.'' Aktuell arbeiten Politiker/innen, Aktivist/innen und Wissenschaftler/innen gemeinsam daran, Flüssen (wie der Mississippi zum Beispiel) Rechte zu verleihen. Dadurch könnten die Konzerne, welche die Umwelt verschmutzen zur Rechenschaft gezogen werden. Umweltverbrechen sind auch Verbrechen an Menschen.
Phase - Neuordnen: Nachdem die Gesetze erlassen sind, muss sich die Wirtschaft neu organisieren, indem sie Kreisläufe erschafft und Ressourcen nicht mehr verschwendet. Bereits jetzt realisieren viele Leute, dass sie Geld machen können mit der grünen Wende, was leider auch zu vermehrtem Greenwashing führt.
Phase - Konsolidieren: Die Politik hat endlich nachhaltige Gesetze erlassen, Insekten finden wieder einen Lebensraum und in den einst verschmutzten Häfen plantschen Kinder vor sich hin. Trotzdem ist noch nicht alles perfekt, darum befinden wir uns hier in der Phase der Stärkung/ der Festigung, um nicht in ein früheres Stadium zurückzufallen. Umweltfreundlichkeit wird endlich zur Norm (hoffentlich).
Falls du gehofft hast, dass du eine Antwort auf die Frage bekommst, ob es Licht am Ende des Tunnels gibt, muss ich dich leider enttäuschen. Ob wir es schaffen können, gemeinsam die Kurve noch zu kratzen und als Menschheit nicht komplett zu versagen oder ob es ein Leben nach dem Tod gibt, kann ich dir beides nicht sagen. Das Einzige was zählt ist das Hier und Jetzt. Nur in der Gegenwart können wir unsere Zukunft verändern. Die Möglichkeiten für eine grüne Zukunft sind da. Jetzt müssen wir nur noch wollen und vor allem: Die Hoffnung nicht verlieren.
Ein Merksatz für alle Menschen dieser Welt:
''Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf der Erde.''
Comments